Kapitel 3 – Santa Claus erinnert sich
Die allgemeine Unruhe in der Schulaula der Weihnachtswichtel legte sich, nachdem Santa Claus einen Zeigefinger vor die Lippen gelegt und um Stille gebeten hatte. „Es ist alles gut ausgegangen, meine lieben Freunde. Schaut mich an. Ich bin hier. ich bin Santa Claus und bald ist Weihnachten. Ich werde euch meine Geschichte erzählen. Sie hat ein Happy End. Versprochen. Also greift zu Weihnachtskeksen und Kakao. Es wird ein wenig länger dauern.“
Er nahm in einem großen Ohrensessel Platz, der immer für ihn reserviert war, nahm ebenfalls einen großen Schluck aus seiner Tasse und begann, aus seiner Jugend zu erzählen. „Wisst ihr, ich war nicht immer Santa Claus. Alle einhundert Jahre geben wir unsere wichtige Aufgabe an die nächste Generation weiter. Ein ganz besonderer Wichtel wird auserwählt, der neue Santa Claus zu werden. Dass ich es einmal werden sollte, daran hätte ich im Leben niemals gedacht. Ich wollte es sogar ablehnen.“
Tilda Glitzerstern erschrak. Alle hundert Jahre wurde ein Wichtel auserwählt, um den Posten des Chefs zu übernehmen? Sie bekam Angst. Irgendwas lief hier völlig falsch. „Moment, Moment, Moment. Ich glaube, ich habe da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ich will nicht Santa Claus werden. Kommt gar nicht in die Tüte. Du kannst deine Überraschung für dich behalten.“
Santa lachte und schüttelte den Kopf. „Du hast mich missverstanden, Tilda Glitzerstern. Ich muss dich um Verzeihung bitten, wenn ich diesen Eindruck bei dir hinterlassen habe. Meine einhundert Jahre sind noch lange nicht vorbei. Ich möchte dir lediglich erzählen, warum wir uns so ähnlich sind.“
Der kleine Claus hatte lange überlegt, ob er der Zeremonie wirklich beiwohnen sollte. Dieses Weihnachten ging ihm schon lange auf die Nerven. So viele Jahre hatte er sich in der Schule und später in den Werkstätten am Nordpol viel Mühe gegeben, um Santa Claus glücklich zu machen und um der beste Weihnachtswichtel aller Zeiten zu werden. Er hatte auf das größte Geschenk aller Zeiten gehofft. Doch so sehr er sich auch angestrengt hatte, er bekam stets ein ähnlich besonderes Geschenk, wie alle anderen Wichtel auch, egal wie fleißig oder faul sie im letzten Jahr gewesen waren.
Der kleine Claus hatte es unfair gefunden. irgendwann hatte er aufgehört fleißig zu sein und gab nur noch Widerworte. Er hatte das Weihnachtsfest zu hassen gelernt.
„Doch eines Tages hatte ich mit meinem Vorgänger ein ganz langes Gespräch. Er nahm mich mit auf seine Reise am Weihnachtsabend und hat mir in den Wohnzimmern der Welt die Augen geöffnet. Am Tag danach wurde ich selbst zu Santa Claus.“
“Du willst mich wirklich mitnehmen?“ Das Wichtelmädchen bekam glänzende Augen.
“Nein, meine liebe Tilda Glitzerstern. Für dich habe ich etwas ganz anderes im Sinn. Ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird.“
(c) 2024, Marco Wittler
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