Schlagwort: Märchen

  • 110. Die gestreifte Todesfalle

    Die gestreifte Todesfalle

    Unter Mühen öffnete er die stählernde Zugangstür des Leuchtturms. Rost rieselte aus den Scharnieren.
    Dem Techniker schauerte es. Die Schauergeschichten über diesen Ort hatte er oft genug gehört. Ein Leuchtturm, der Menschen töten sollte.
    Er stieg die Treppe hinauf, öffnete mit einem Spezialschlüssel die Leuchte und beugte sich für die Wartung hinein.
    Plötzlich bekam er einen Stoß. Die Glastür knallte zu und schloss ihn ein.
    Ein verrücktes Lachen erschallte durch den Leuchtturm.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 109. Krimi

    Krimi

    „Der Boden knarzte. Er …“
    Sie machte beim Lesen eine kurze Pause.
    „… erschrak. Schnell warf er…“ Wieder unterbrach sie die Lektüre, seufzte leise.
    „… einen Blick über seine Schulter und sah…“
    Es war zum aus der Haut fahren. „Wie soll ich die Spannung in dem Krimi genießen können, wenn ich nicht einen Satz am Stück beenden kann?“
    Sie ärgerte sich, den Job als Leuchtturmwärterin angenommen zu haben. Das sich unaufhörlich drehende Licht ging ihr schon in der ersten Nacht auf die Nerven.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 108. Scharf

    Scharf

    „Das duftet so frisch und lecker.“
    Die Schlange kroch seit ein paar Minuten um ein Hustenbonbon herum, das ein Mensch hatte fallen lassen. Irgendwann entschloss sie sich, es zu verspeisen.
    „Verdammt, ist das scharf. Meine arme Zunge.“
    Sie kroch weiter, stieß gegen einen Kaktus. „Meine Zunge ist taub, ich sehe nichts mehr.“
    Das war das Schlimmste überhaupt, denn sie nahm ihre Umgebung mit der Zungenspitze wahr.
    Genervt besorgte sie sich eine Sehhilfe, wurde so zur ersten Brillenschlange.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 107. Verrückt

    Verrückt

    „Papa, können wir mal etwas Verrücktes machen, damit die Menschen über uns staunen, den Kopf schütteln, sich fragen, warum wir das tun? Fallschirmspringen, Wände bemalen oder was ganz anderes.“
    Papa sah sein Kind nachdenklich an und nickte schließlich grinsend.
    Zehn Minuten später hatte er sich ein riesiges Quietscheentchen und den einen Arm geklemmt, das Kind an der anderen Hand und spazierte lachend durch die Stadt.
    „Das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt, Papa. Das ist voll peinlich.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 106. Das unbeugsame Wölkchen

    Das unbeugsame Wölkchen

    Es war ein sonniger und warmer Tag. Der Himmel war blau und keine einzige Wolke war zu sehen.
    Wirklich keine? Nein. Ein unbeugsames Wölkchen schlich sich vor die Sonne und fiel in kleinen Tröpfchen zur Erde hinab.
    „Was wird das denn? So war das Wetter aber nicht abgesprochen.“ Die Sonne schickte ihre warmen Strahlen aus, verdampfte jedes einzelne Tröpfchen und setzte die Wolke wieder zusammen. Dann schob sie sie fort.
    „Du hast heute deinen freien Tag. Komm doch bitte Morgen wieder.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 105. Muse

    Muse

    Der Geschichtenerzähler saß noch spät vor einem leeren Blatt Papier.
    „Verdammt! Mir fällt nichts ein.“
    Er vergrub das Gesicht in den Händen und bemerkte nicht das Wesen, dass hinter einem Bild hervorlugte. Die kleine Muse schnappte sich zwei Büroklammern, ließ sie in der Hoffnung tanzen, den Erzähler zu einer Geschichte inspirieren zu können.
    „Jetzt sehe ich schon lebendige Büroklammern.“ Er stand auf. „Ich brauche wohl eine Mütze voll Schlaf.“
    Die Muse seufzte. „Dem ist nicht mehr zu helfen.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 104. Gesang

    Papa hörte am späten Abend Gesang aus dem Kinderzimmer. Lief noch das Radio? Die Kinder sollten schon längst schlafen.
    Er schlich hinein, drückte den Abschaltknopf des Geräts. Es verstummte allerdings nicht.
    „Was geht denn da vor?“
    Er sah hinter das Radio und entdeckte dort den Hamster, der mit Leibeskräften sang.
    „Ich weiß, dass du nachtaktiv bist, aber für dich gilt auch die Nachtruhe.“
    Der Hamster stemmte die Pfoten in die Seiten. „Ich muss aber für Deutschland sucht den Superhamster üben.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 103. Captain Scott Schimpanse schmeißt hin

    Captain Scott Schimpanse schmeißt hin

    Captain Scott Schimpanse stöhnte genervt. So hatte er sich den Job nicht vorgestellt.
    „Ich bin der Kommandant des Raumschiffs BANANENSCHALE. Ich wurde zu Höherem geboren. Ich soll neue Welten erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Aber ständig zieht muss ich mich um Anderes kümmern. Ich mache das nicht mehr mit. Ich häng den Job an den Haken.“
    Seine Frau kam in die Küche des gemeinsamen Quartiers. „Wenn du weiter Mittagessen auf dem Tisch willst, dann spülst du gefälligst weiter.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 102. Captain Scott Schimpanse genießt die Sonne

    Captain Scott Schimpanse genießt die Sonne

    Captain Scott Schimpanse drehte sich in der Hängematte. In den letzten Stunden war die Sonne gewandert und hatte eine neue Position eingenommen. Um im Gesicht braun zu werden, musste sich der Kommandant des Raumschiffs BANANENSCHALE neu ausrichten.
    Kaum war er eingeschlafen, veränderte sich die Richtung erneut. Dann wieder und wieder.
    „Was soll das? Ich entspanne gerade.“
    Die Pilotin stöhnte. „Die Hängematte und ihre künstliche Sonne stehen im Weg. Die gehören nicht auf eine Raumschiffbrücke.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 101. Captain Scott Schimpanse ist umzingelt

    Captain Scott Schimpanse ist umzingelt

    Captain Scott Schimpanse war umzingelt. Nie hätte er gedacht, man könne ihn in einen Hinterhalt locken und zur Strecke bringen. Er war der Kommandant des Raumschiffs BANANENSCHALE. Er hätte die Falle wittern müssen.
    „Weicht zurück.“ Er brüllte verzweifelt. „Weg mit euch, habe ich gesagt. Ich bin bewaffnet.“
    In diesem Moment kam seine Frau in sein Quartier. „Ich habe dir gleich gesagt, dass ich viele Kinder habe und du dich auf Patchwork einstellen musst. Du wolltest mich trotzdem heiraten.“

    (c) 2023, Marco Wittler

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