Nicki und Klaus 07

Dienstag, 07. Dezember

In der Nacht war der erste Schnee gefallen. Nicki hatte es sofort gesehen, denn das Licht der Straßenlaternen glitzerte durch das Fenster herein.
»Juhuu, der Winter ist da.«, rief er begeistert.
Beim Anziehen legte er sich dann auch sofort Mütze, Schal und Handschuhe bereit.
»Heute Nachmittag kann ich mit meinen Freunden eine große Schneeballschlacht machen.«
Mama freute sich darüber, dass ihr Sohn nun andere Gedanken im Kopf hatte. Endlich war die Trauer um den verlorenen Weihnachtsmann vorbei.
»Es wurde auch endlich Zeit, dass der Bengel auch im Kopf älter wird.«, murmelte sie vor sich hin.
»Er ist ja schließlich kein Kindergartenkind mehr. Ein Grundschüler sollte nicht mehr an diese albernen Märchen glauben.«
Es klang schon fast wie eine Entschuldigung. Mit diesen Worten suchte sie wahrscheinlich nach einer Rechtfertigung für sich selbst, denn ein kleiner Rest eines schlechten Gewissens steckte in ihrem Herzen. Manchmal dachte sie sogar, dass es ein Fehler gewesen war, ihm die Wahrheit zu sagen.
»“Ach, wenn doch bloß nicht die anderen Kinder wären, die schon so aufgeklärt sind. Wenn er es nicht von mir erfahren hätte, hätten sie es getan.«
In der Schule war kaum an Unterricht zu denken. Die Kinder konnten sich nicht auf den Lehrer konzentrieren. Viel zu groß war die Vorfreude auf den Schnee. Die einen wollten sich mit Schneebällen duellieren, andere zum ersten Mal in diesem Jahr mit dem Schlitten einen Hang hinab fahren. Und jeder wollte den größten Schneemann des Winters bauen.
Allerdings waren nicht alle Kinder so glücklich. Während sich Nicki in seinem Glauben an den Weihnachtsmann und Nikolaus bekräftigt fühlte, sprach Leon kein einziges Wort mit seinem Freund. Er nahm es ihm immer noch übel, die Existenz des Osterhasen angezweifelt zu haben.
Tim war es ebenfalls nicht wohl zumute. Er fühlte sich in seiner Haut gar nicht mehr so gut, denn nun stand er zwischen seinen beiden Freunden, die nicht mehr miteinander sprachen. Er wusste einfach nicht, zu wem er halten sollte.
»Ach, kommt schon Jungs. Vertragt euch doch wieder.“«
Nicki und Leon schwiegen.
»Ihr könnt euch doch nicht so lange streiten.“«
Es gab keine Reaktion.
»Wir haben doch noch einen Plan, den wir gemeinsam umsetzen wollen.«
Es war Leon, der als erster die Still brach.
»Von einem ›Wir‹ kann hier gar nicht die Rede sein. Das kann Nicki ganz für sich allein durchziehen. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass er wirklich noch an den Weihnachtsmann glaubt. Immerhin zweifelt er ja auch daran, dass es einen Osterhasen gibt.«
Jetzt platzte es auch aus Nicki heraus.
»Pass bloß auf, was du sagst, sonst hast du gleich eine dicke Nase und ein blaues Auge.«
Er nahm eine bedrohliche Haltung an und ballte die Fäuste.
Doch Tim ging sofort dazwischen.
»Muss das denn sein? Könnt ihr denn nicht nach beiden suchen? Vielleicht werdet ihr dann gemeinsam glücklich.«
Doch darauf wollten sich die Streithähne einfach nicht einlassen.
»Dann seht doch zu, wie ihr mit eurem Kram fertig werdet.«, sagte Tim eingeschnappt.
»Ich helfe euch gerne, aber nur, wenn wir als Freunde zusammen halten.«
Dann verließ er ohne ein weiteres Wort den Klassenraum und ging an diesem Tag einen anderen Weg nach Hause.

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