Schlagwort: MicroFiction

  • 183. U.F.O.

    U.F.O.

    Darauf hatte Paul sein Leben lang gewartet. Endlich konnte er sie mit seinem Handy per Foto und Video festhalten. Vor ihm landete ein Ufo, eine fliegende Untertasse, wie er sie sich immer vorgestellt hatte. Eine flache, runde Scheibe, die mit hoher Geschwindigkeit um ihren Mittelpunkt rotierte.
    Der Antrieb verstummte, eine Schleuse öffnete sich. Die Aliens torkelten nach draußen und übergaben sich.
    „Scheiß Idee, eine Untertasse zu bauen, die sich im Kreis dreht. Verdammt, ist mir schlecht.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 182. Käse

    Käse

    „Wir sind einer großen Sache auf der Spur.“ Der Raumschiffkommandant sprach ins Logbuch.
    „Wenn unsere Fernmessungen wirklich stimmen, werden wir in wenigen Minuten beweisen, dass die Erdbewohner einen Mond aus Käse besitzen, der sich wunderbar für ein Fondue eignen würde.“
    Das Raumschiff setzte zur Landung an. Innerhalb weniger Sekunden versank es im unrettbar im Boden, wo es stecken blieb.
    „Verdammt!“ Nun erkannte der Kommandant den Messfehler in den Daten. Der Mond bestand aus Frischkäse.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 181. Asteroid

    Asteroid

    Still und lautlos raste der riesige Gesteinsbrocken durch das dunkle, endlose All. Unbemerkt flog er an den einzelnen Planeten vorbei, passierte den Mond und hielt geradewegs auf die Erde zu. Erst im letzten Augenblick entdeckten die Bewohner der Erde die Gefahr. Doch da war es bereits zu spät. Der Asteroid riss begeistert seine Augen auf, die Arme hoch, lachte laut, als er in den Pazifik platschte und riesige Wellen erzeugte. „ARSCHBOMBE!“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 180. Pfützen

    Pfützen

    „Musst du jetzt echt nach draußen gehen?“ Papa sah aus dem Fenster und den Wolken nach, die gerade hinter dem Horizont verschwanden. „Es hat stundenlang geregnet. Alles ist nass. Deine Klamotten werden bestimmt dreckig.“
    Hannah nickte. Ich gebe auch auf alle Pfützen acht. Versprochen.“
    „Ok.“ Papa seufzte und ließ Hannah raus.
    Sie blickte sich. Jetzt war sie allein. „Ich habs versprochen. Ich gebe auf jede einzelne Pfütze acht.“
    Sie sprang los, ließ das Wasser spritzen. Keine Pfütze kam zu kurz.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 179. Ananas

    Ananas

    Die Ananas stand vor dem Spiegel und war stolz auf sich. Mit viel Geduld und Gel hatte sie sich den neuesten Frisurentrend auf den Kopf gezaubert. Jetzt musste alles nur noch trocknen.
    Da öffnete sich die Tür des Badezimmers. Mit einem lauten Buh kam die Wassermelone hereingerollt.
    Die Ananas erschrak, schrie und blickte anschließend entsetzt in den Spiegel. Ihre grünen Blätter, die vor ein paar Sekunden glatt herabhingen, standen nun in die Höhe. In diesem Moment wurde das Gel fest.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 178. Löwin

    Löwin

    Es war Nacht und kaum etwas zu erkennen.
    Plötzlich war da eine Bewegung. Den Männern, die noch vor wenigen Sekunden lachend durch den Wald marschiert waren, stockte der Atem.
    „Das … ist … eine Löwin.“
    Eine Löwin? Mitten in Deutschland? Wie konnte das sein?
    Egal. Die Männer dachten nicht darüber nach und ergriffen sofort die Flucht.
    Die Löwin kicherte leise, zog an einem Reißverschluss und legte ihr Kostüm ab. Darunter kam ein Wildschwein zum Vorschein.
    „Endlich Ruhe hier im Wald.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 177. Eiswüste

    Eiswüste

    „Es ist nicht mehr weit. Wir haben es fast geschafft. Wir werden überleben.“
    Mit schweren Beinen kämpften sie sich über die vereiste Ebene, hinterließen gefrorene Wölkchen aus Atemluft.
    „Die weiße Hölle wird uns nicht zermürben. Wir werden hier nicht sterben.“
    Gemeinsam legten sie ihre Hände auf den Griff, öffneten die schwere Tür und verließen den großen Tiefkühler.
    „Ihr seid keine Arktisforscher“, rief der Chef. „Ich brauche dringend Fritten.“
    Wütend nahm er ihnen die Kartons aus den Händen.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 176. Licht

    Licht

    „Wir haben es fast geschafft. Ich kann schon den Leuchtturm an der Küste sehen. Dieser Sturm wird uns nicht in die Knie zwingen, uns nicht am Meeresgrund vergraben.“
    Der Matrose im Ausguck war sich seiner Sache sicher und hab der Mannschaft ein Gefühl der Hoffnung.
    Doch dann schluckte er. Er hatte sich täuschen lassen und einen Fehler gemacht.
    Wütend nahm der Matrose einen seiner Schuhe und warf ihn aufs Deck. „Mach dein Handy aus. Das Licht irritiert mich.“
    Er suchte erneut nach dem Leuchtturm.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 175. Blau

    Blau

    „Lasst mich in Ruhe. Ich bin ein Schlumpf. Der große Pilz ist mein Zuhause.“
    Er rückte die weiße Zipfelmütze zurecht, besah sich in der Pfütze am Boden und nickte. Die blaue Farbe im Gesicht schien ihm Recht geben zu wollen.
    „Detlev, jetzt steh endlich auf.“ Seine Freunde versuchten, ihm auf die Beine zu helfen. „Du hast einfach zu viel getrunken und liegst unter einem Heizpilz.“
    „Aber ich bin blau im Gesicht.“
    In diesem Moment schaltete der Wirt die blaue Leuchtreklame seines Biergartens aus.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 174. Flamingo

    Flamingo

    Im See wurde es still. Wo normalerweise laut geschnattert wurde, hielten die Vögel ihren Schnabel und blieckten verwirrt in die Mitte ihrer großen Gruppe.
    Zwischen den unzähligen pinken Flamingos stand ein Exemplar, dessen Gefieder knallig grün gefärbt war.
    „Was?“, fuhr er seine Artgenossen an. „Habt ihr etwa ein Problem damit, dass ich gerne Brokkoli esse? Der schmeckt mir eben besser als diese kleinen Krebse.“
    Er drehte sich um, stopfte sich erneut Gemüse in den Schnabel und stolzierte davon.

    (c) 2023, Marco Wittler

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