Schlagwort: Kurzgeschichten

  • Santasaurus Rex – Teil 19

    Die Dinos erreichten nach einer anstrengenden Wanderung den Nordpol. Dieser war äußerst leicht zu erkennen, denn irgendwer musste schon vor ihnen hier gewesen sein. Vor den Reisenden steckte ein Schild mit der Aufschrift NORDPOL im Eis.
    »Wir sind angekommen. Wo ist Santasaurus Rex? Hier ist keine Höhle. Wir haben unsere Expedition völlig umsonst gemacht. Die Legende ist nur das, was sie ist, eben eine Legende, ein Mythos. Santasaurus existiert nicht.«
    Die Dinos sanken enttäuscht in sich zusammen und blieben auf dem Eis sitzen. Die Bären, die ihnen gefolgt waren, kamen bis auf wenige Schritte heran. »Ruhe, Leute. Sie wollen uns etwas sagen.«
    »Wir sind müde, sehr sogar.« Das Boo ließ den Kopf sinken. »Ich glaube, wir gehen wieder nach Hause.«
    »Wie?« Die Bären sahen die Dinos ungläubig an. »Das war es jetzt? Und was ist mit der Botschaft, die ihr der Welt mit eurem Lauf mitteilen wolltet? Was ist mit eurer Mission, was auch immer sie war? Wir sind maßlos von euch enttäuscht.«
    Die Eisbären drehten ab und verschwanden in der Dunkelheit des Nordpols.
    »Das ist es.« Shorty knuffte das Boo in die Seite. »Wir haben eine Mission und dürfen nicht aufgeben. Ich habe da eine geniale Idee.«

    (c) 2023, Marco Wittler

  • Santasaurus Rex – Teil 18

    Die Dinos blickten sich in der Finsternis immer wieder besorgt um. Die wenigen Sterne am Himmel gaben nur wenig Licht. Auch das der Glühwürmchen reichte nur wenige Meter weit.
    »Da draußen ist was.« Edward konnte es nicht sehen, aber seine Nase hatte Witterung aufgenommen. »Wir sind nicht mehr allein. Behaltet die Augen offen.«
    Nach einer Weile tauchten große Tiere auf, die in ein dichtes, weißes Fell gekleidet waren. Sie hatten dicke Bäuche und riesige Pranken mit scharfen Krallen. Es waren mindestens ein Dutzend von ihnen.
    »Das müssen Eisbären sein.«, sagte Onkel Edward. »Ich habe sie noch nie gesehen, aber schon von ihnen gehört. Sie sind gefährlich und immer auf der Suche nach Futter. Lasst sie nicht aus den Augen.«
    Sie setzten ihren Weg fort. Die Bären blieben auf Abstand, folgten den Dinos weiter.
    »Warum laufen die eigentlich durch die Arktis?«, fragte irgendwann ein Eisbär den anderen. »Laufen die für den Weltfrieden? Oder für die Obdachlosen? Vielleicht für die Frauenrechte oder den Schutz der Umwelt? Wollen sie auf den Tierschutz aufmerksam machen? Es kann doch nicht sein, dass sie grundlos hier sind. Die sind doch nicht Forrest Gump.«
    Was es auch war, die Eisbären wollten unbedingt dabei sein.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • Santasaurus Rex – Teil 17

    Das Meer war nicht nur groß, es war geradezu riesig. Aus dem leichten Plätschern des Flusses wurden immer wieder hohe Wellen, die vom Wind aufgepeitscht wurden. Die Dinos hatten sich auf Edwards Rücken festbinden müssen, um nicht im Wasser zu landen.
    Nach mehreren Tagen, die immer kürzer geworden waren und schließlich nur noch aus einer Nacht ohne Ende bestanden, erreichten sie ein Ufer aus Eis.
    Edward kletterte hinauf. »Von hier aus geht es zu Fuß weiter. Hier gibt es kein richtiges Land, aber es ist so kalt, dass das Meer an der Oberfläche gefriert.«
    Das Boo hob einen seiner Flügel und holte ein kleines, durchsichtiges Gefäß hervor. »Das habe ich genau für diesen Augenblick aufbewahrt. Es ist Sand, der bei unserem Abenteuer auf dem Feuerberg geschmolzen und wieder erstarrt ist. Ich habe es Fläschchen genannt. Darin sitzen ein paar kleine Freunde.«
    Mehrere Käfer wurden in dem Gefäß aktiv, schwirrten umher und begannen, zu leuchten. Es waren Glühwürmchen, die den Reisenden nun den Weg erhellten und so vor Stolperstellen bewahrten. Das Boo und seine Begleiter setzten ihren Weg fort, Santasaurus Rex an seinem Wohnort am Nordpol ausfindig zu machen.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • Santasaurus Rex – Teil 16

    Sie hatten sich gut auf alles vorbereitet. Die kleinen Dinos hatten ihre kuscheligen Decken umgelegt. Die kleinen Säugetiere, von denen sie schon beim letzten Abenteuer gewärmt worden waren, steckten bereits darunter und freuten sich auf den bevorstehenden Ausflug.
    Auf dem Rücken von Onkel Edward waren mehrere Taschen und Körbe mit Proviant befestigt. Es konnte losgehen.
    »Ich werde euch begleiten. Man weiß nie, was einen unterwegs für Gefahren erwarten. Jemand muss auf euch aufpassen.«
    Der TriceraCop hatte sich seine Uniform angezogen und seine Dienstmütze saß korrekt auf seinem Kopf. Diesen Dino musste man einfach respektieren und fürchten.
    »Dann können wir aufbrechen.« Die Abenteurer nahmen auf dem Rücken des Spinosaurus Platz. Onkel Edward lief mit großen Schritten auf seinen Teich zu. »Arschbombe!«, rief er laut und sprang auf das Eis, das krachend unter seinem Gewicht zerbrach. Dann ließ er sich mit seiner Fracht über den Fluss, der an den Teich anschloss, zum Meer hinab treiben.
    »Wir nutzen die Strömung um Kraft zu sparen. Sobald wir aber die Flussmündung erreicht haben, werde ich selbst schwimmen müssen.«

    (c) 2023, Marco Wittler

  • Santasaurus Rex – Teil 15

    Ein Schädel, der größer war, als jeder einzelne kleine Dino, tauchte durch das gebrochene Eis auf. Ihm folgte ein beinahe zwanzig Meter langer Körper mit einem hohen Kamm auf dem Rücken.
    »Wer wagt es, meinen Schlaf zu stören? Ja, ist denn schon Weihnachten oder was?« Er blickte sich um. »Nee, kann nicht sein. Es hat noch niemand meine Geschenke aufgestellt. Und der Frühling scheint auch noch besonders weit weg zu sein.«
    Der Spinosaurus schien sauer zu sein. Da erspähte er die am Ufer wartenden Dinos. »Big T? Bist du das?«
    »Hallo, Onkel Edward. Tut mir leid, dass ich dich bei deinem Schönheitsschlaf stören musste, aber wir haben ein großes Problem, das wir nicht ohne deine Hilfe lösen können.«
    Onkel Edward drehte seinen Kopf, blickte auf seinen Kamm und grinste. »Sieht der nicht toll aus? Schönheitsschlaf hat sich voll gelohnt. Ist schon in Ordnung, dass ihr mich geweckt habt. Dann erzählt mal, wo euch der Schuh drückt.«
    Das Boo grinste. Niemand trug Schuhe. Sie waren nicht einmal erfunden worden. Wer konnte schon sagen, was sie waren, wie sie aussahen und warum sie drückten. Es trat vor und berichtete von den Menschen, die sich in unmittelbarer Nähe befanden.
    »Ihr wollt also zum Nordpol. Sehr praktisch. Er liegt auf dem Wasser. Ich schwimme mit euch hin.«

    (c) 2023, Marco Wittler

  • Santasaurus Rex – Teil 14

    Das Boo stand wieder am Ufer des Teiches, auf dessen Eisschicht es noch vor wenigen Tagen sein Spiegelbild bewundert hatte. Nun war davon nichts mehr zu sehen, denn es hatte immer wieder geschneit. Ein dicke Schneeschicht lag vor ihm.
    »Und du bist dir sicher, dass dein Onkel Edward gerade da drin ist und so den Winter verbringt? Ist das nicht etwas kalt? Und wie bekommt er eigentlich Luft?«
    Big T lachte und betrat vorsichtig den Teich. »Er macht das immer so. Wir gehen jetzt einfach eine Weile über das Eis, ziehen immer engere Kreise und achten auf einen dünnen Strohhalm, der irgendwo festgefroren ist. Darunter finden wir ihn.«
    Das Boo, Big T, Triple und Shorty schlichen Schritt für Schritt vorwärts. Durch die Spuren, die sie im Schnee hinterließen, konnten sie genau sehen, wo sie bereits gewesen waren und gesucht hatten. Es sollte fast bis zur Mitte des Teiches dauern, bis sie fündig wurden.
    »Hier ist er!« Big T rammte seine Krallen ins Eis und zog tiefe Furchen hinein. »Schnell zurück ans Ufer.« Die Freunde liefen so schnell, wie es auf dem glatten Boden möglich war und warteten, dass etwas geschah.
    Nur wenige Augenblicke später krachte es. Das Eis wurde aufgebrochen und ein riesiger Spinosaurus tauchte auf.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • Santasaurus Rex – Teil 13

    Der Nordpol. Das war der Hinweis, auf den das Boo gehofft hatte. Jetzt wusste es auch, warum nie jemand vom Santasaurus Rex gehört hatte. Der Nordpol war so weit weg wie kein anderer Ort auf dieser Welt.
    »Was machen wir denn jetzt?«
    Das Boo war in die heimische Höhle zurückgekehrt. Gemeinsam mit seinen Freunden und den großen Dinos beriet es nun, wie man den Gesuchten finden konnte.
    »Wir waren schon einmal auf einer abenteuerlichen Reise, aber der Nordpol ist viel weiter weg, das werden wir kleinen Dinosaurier nicht schaffen. Das ist selbst für die meisten Großen zu anstrengend. Außerdem kennen wir den Weg nicht. Solange niemand den Kompass erfindet, haben wir nichts, das uns die richtige Richtung anzeigt.«
    Big T schnippte mit seinen Krallen. »Ich weiß jemanden, der uns vielleicht helfen könnte. Er ist groß, schnell und ist schon weit herumgekommen. Vielleicht weiß er auch, wo der Nordpol ist. »Wir fragen meinen Onkel Edward.«
    Das Boo schlug sich klatschend gegen die Stirn. »Natürlich. Edward ist im Sommer ständig auf Reisen. Wenn sich jemand auskennt, dann er. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen. Wir müssen sofort sein Winterquartier aufsuchen.«

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 249. Ganz viel Schnee

    Der kleine T-Rex trat am frühen Morgen aus der Höhle und sich umsah. »Mist. Der Wetterbericht hat schon wieder nicht Recht behalten. Es hat kaum Schnee in der Nacht gegeben. Dabei ist doch heute Weihnachten.« Er trat wütend auf. Die Erschütterung löste ein Schneebrett vom Höhlendach und bedeckte ihn komplett.
    »Cool. Das war ein schnelles Weihnachtsgeschenk.« Er betastete sich vorsichtig. Ein dicker Schneeklumpen hing an seinem Kinn. »Jetzt sehe ich auch aus wie Santasaurus Rex.«

    (c) 2023, Marco Wittler

  • Santasaurus Rex – Teil 12

    Das Boo hatte geschlafen, gefressen und getrunken. Nun, als es wieder bei Kräften war, überlegten die Dinos gemeinsam, wie es weitergehen sollte.
    »Ich werde zu den Menschen fliegen, sie noch einmal belauschen. Vielleicht erfahre ich dann mehr. Wenn das auch nicht hilft, werde ich aus meinem Versteck kommen und sie selbst fragen. Ich gebe nicht auf.«
    Diese Entscheidung erschreckte die anderen Dinosaurier. Nein. Das Boo durfte die Menschen auf keinen Fall wissen lassen, dass es Dinosaurier in der Nähe gab. Das war zu gefährlich.
    »Aber denkt doch mal darüber nach. Sie frieren, sie haben kaum Nahrung. Sie werden nicht kräftig genug sein, um uns gefährlich zu werden. Sie brauchen Schutz vor dem Winter, nicht wir vor ihnen.«
    Das Boo ließ sich nicht aufhalten. Es ging zum Höhleneingang und flog davon. In der Dunkelheit der Nacht konnte es von niemandem entdeckt werden. So begann es, unbemerkt vor den Augen der Menschen Kreise zu ziehen, um sie zu belauschen. Wie erwartet, hoffte man noch immer auf die Ankunft des Santasaurus Rex.
    »Vielleicht ist er noch auf dem Weg zu uns.«, redete das alte Exemplar auf die anderen ein. »Er lebt weit weg am Nordpol. Das ist eine lange und beschwerliche Reise. Gebt die Hoffnung bitte noch nicht auf.«

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 259. Weihnachtsbäckerei

    Am Weihnachtsabend hatte der Bäcker die übrigen Backwaren in einen Korb gelegt und wollte sie gerade auf seinen Wagen laden, als sich ein Vogelschwarm von einem Baum erhob. Die Tiere stürzten sich auf die Leckereien.
    »Hey! Halt! Lasst das!« Es war zu spät, der Korb war leer.
    »Verdammte Diebe!«
    Doch nur wenige dutzend Meter weiter ließen die Vögel alles wieder fallen. Auf einer Mauer saßen mehrere Bettler, die die großzügige Spende dankend entgegennahmen.

    (c) 2023, Marco Wittler

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