Ali Baba
Ali Baba ärgerte sich. Da hatte er endlich die mit Gold und Geschmeide gefüllte Höhle der 40 Räuber gefunden und kam nun mit seiner Beute nicht mehr ins Freie. Hätte er doch bloß das Passwort nicht vergessen. Das gleiche, verdammte Problem, wie bei seinem E-Mail Postfach.
(c) 2020, Marco Wittler
Schlafenszeit
Mitternacht. „Ruhe, Leute. Schlafenszeit.“, sagte der Körper zu den Organe. „Nicht mit mir.“, murmelte das Gehirn mit einem Blitzen in den Augen. Es holte einen Energydrink aus seinem Versteck, kippte ihn in einem Zug runter. „Partytime!“ Verdammt. Wieder eine schlaflose Nacht.
(c) 2020, Marco Wittler
„Khan!“, Captain Scott Schimpanse, der Kommandant des Raumschiffs BANANENSCHALE, brüllte in seinen Kommunikator. „KHAAAAAAN!“ Blinde Wut war in seiner Stimme zu hören.
Die Mannschaft auf der Brücke stöhnte. Die Offiziere schüttelten die Köpfe.
„Nicht schon wieder. Das hatten wir erst letzte Woche.“
Die Tür des Turbolifts öffnete sich. Der Captain kam mit einem breiten Grinsen herein.
„Ich habe uns für heute Abend eine DVD ausgesucht. Star Trek II. Ihr freut euch bestimmt so sehr wie ich.“
(c) 2024, Marco Wittler
Auf leisen Pfoten schlich sich der Löwe an. Nur wenige Meter, dann würde er sich mit einem Sprung auf sein Opfer stürzen.
Er legte sich flach auf den Boden und spannte den ganzen Körper an.
Als hätte jemand ein Gummiband losgelassen, sprang er los und … verfehlte die Fliege nur um wenige Zentimeter. Sie war im letzten Augenblick geflohen.
„Du bist ein ganz großer Löwe.“, lobte der Mensch seinen jungen Babykater, der sich enttäuscht auf den Teppich legte.
(c) 2024, Marco Wittler
„Haialarm!“
Der gefährliche Räuber trieb einen Schwarm Heringe auf eine kleine Bucht zu.
Nicht nur am Wasser, auch auf dem Strand machte sich Nervosität breit. Es musste etwas unternommen werden.
„Ich hab eine Idee.“ Konrad Krebs krabbelte auf einen Menschen zu, kniff ihn in den dicken Zeh und stahl im einen Flip-Flop vom Fuß. Diesen warf er ins Wasser. Der Riemen des Schuhs legte sich wie ein Maulkorb vor die scharfen Zähne des Hais. Die Gefahr war gebannt.
(c) 2024, Marco Wittler
Mary griff zum Ball und warf ihn fort.
Ihr Hund gab Gas und lief hinterher.
„Ja, hol ihn, schnapp ihn dir.“
Doch plötzlich stockte der Hund mitten in der Bewegung und fiel einfach um.
Mary seufzte. „Ich hätte mir lieber einen echten Hund statt eines Roboters kaufen sollen. Jetzt sind die Batterien schon wieder leer.“
Völlig unbemerkt griff der Hund zur Maske und legte sie zur Seite.
Die Tarnung als RoboDog hatte sich gelohnt. Nie wieder stundenlang Bällchen jagen.
(c) 2024, Marco Wittler
Ein süßer Duft kam vom Himmel herab, verbreitete sich auf der Erde und drang bin in den letzten Winkel einer Höhle vor.
Der große Troll erwachte, schnupperte und trat neugierig nach draußen.
„Ist das etwa …?“
Er griff nach oben, holte eine Wolke herab und probierte vorsichtig. „… Zuckerwatte!“
Er wollte mehr nehmen, als die Sonne zu weinen begann. „Aber das ist doch meine Zuckerwatte.“
Unter den dicken Tränen löste sich die Leckerei schnell auf und verschwand.
(c) 2024, Marco Wittler
Am Himmel leuchteten unzählige große und kleine Sterne. Nur einer war besonders winzig.
„Ich möchte nur einmal von den Menschen wahrgenommen werden.“, sagte er sich immer wieder traurig. „Ich brauche einen Platz, an dem mich niemand über sieht.“
Noch während er sich eine Träne fortwischte, näherte sich das Sternbild Löwe und umschloss ihn. „Wir machen dich zu unserem Auge.“
Der kleine Stern jubelte, hielt kurz inne und brüllte schließlich laut wie ein echter Löwe.
(c) 2024, Marco Wittler
Unter der Oberfläche des Sees lag ein Krokodil und wartete auf schmackhafte Beute.
„Da!“, dachte es sich. „Da kommt mein Abendessen.“
Tatsächlich trat ein Mensch an das Ufer und blickte unsicher zur anderen Seite.
„Nur noch einen Schritt. Dann hab ich dich.“
Der Mensch strich sich über seinen Schnurrbart und grinste. Er drehte ein Rad an einer Leitung auf. Das Wasser floss ab.
„Mario.“, brüllte das Krokodil vor Wut. „Immer wieder dieser Mario. Ich hasse Klempner.“
(c) 2024, Marco Wittler
„Verdammter Löwenzahn!“
Harald schnaubte vor Wut. Unkraut hatte in seinem Garten nichts zu suchen. Nicht auszudenken, wenn sich das Zeug verbreiten würde.
Es wurde Nacht. Vom Baum in der Mitte des Gartens löste sich ein Schatten, verfestigte sich zu einer Frau mit Flügeln. Die Frühlingsfee stieg herab, griff in den Beutel am Gürtel und verteilte, eine leise Melodie summend, Samen über die ganze Wiese. Augenblicke später wuchsen Löwenzähne dicht an dicht auf Haralds Wiese.
(c) 2024, Marco Wittler