Schlagwort: Mikrogeschichten

  • 547. Fridolin vom Flüsterstein

    TRIGGER WARNUNG / CONTENT NOTE:
    Bitte lies meine Geschichten einmal selbst, bevor du sie deinen Kindern vorliest. Sie sind zu Halloween etwas gruseliger, auch wenn sie lustig enden. Bitte bewerte vorher, ob dein Kind die Geschichten bereits versteht, damit umgehen kann und sich nicht zu sehr gruselt.

    Fridolin vom Flüsterstein

    Fridolin vom Flüsterstein strich ein letztes Mal sein Laken glatt und prüfte den richtigen Sitz der rostigen Kette.
    Schritte waren zu hören, der Schlossherr kam. Fridolin sprang aus dem Schrank.
    Er rief laut Buh, rasselte mit der Kette und verschwand kichernd in der nächsten Wand. Der Mensch erschrak. Besser hätte der erste Einsatz als Nachtgespenst nicht laufen können.
    Der Schlossherr hingegen schmunzelte. Nie hatte hier ein so untalentierter Geist gelebt, aber auch nie ein so liebenswerter.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • Erstkontakt

    Erstkontakt
    »Wir sind da!«
    Dr. Fleming standen die Tränen in den Augen, als er seine Entdeckung mit eigenen Augen im Weltraum sah.
    »Wir sind endlich da.«
    Sie flogen eine Runde um das eindeutig künstliche Objekt. Seine Außenhülle war übersät mit fremdartigen Symbolen.
    »Das muss eine Art Schrift sein. Man hat uns eine Nachricht hinterlassen. Ich hoffe nur, dass die neue KI uns bei der Übersetzung helfen wird.«
    Zeit verging. Aus Minuten wurden Stunden, aus Stunden Tage. Der Computer rechnete ohne Pause. Nach fast zwei Wochen, Fleming hatte schon nicht mehr daran geglaubt, spuckte das Elektronenhirn etwas aus. Mit zittrigen Fingern klickte der Wissenschaftler auf sein Pad und las die Botschaft einer fremden Zivilisation.
    SPERRGEBIET
    EINFLUG VERBOTEN
    Zu Ihrer eigenen Sicherheit
    ist der Einflug in das Solsystem untersagt.
    Die hier vorherrschende Spezies stellt eine Gefahr
    für die restliche Galaxis dar. Vermeiden sie jeden Kontakt.
    Dr. Fleming schluckte schwer. Was hatte das zu bedeuten? Warum wurden andere vor den Menschen gewarnt. Dabei konnte es sich doch nur um einen großen Irrtum handeln.
    »Wir sind doch friedlich und freundlich.«
    Plötzlich flammte helles Licht auf. Die Astronauten mussten sich die Hände vor die Augen halten, um nicht geblendet zu werden.
    »Was ist das? Was passiert dort draußen?«
    Es wurde erträglicher. Fleming war der erste, der einen Blick aus einem der Fenster wagte. Eine Art Energiegitter, eine Barriere hatte sich aufgebaut, die sich in alle Richtungen erstreckte. Es knackte in allen Lautsprechern. Eine Stimme erklang und Fleming war sich sofort bewusst, dass sie in diesem Moment aus jedem Gerät auf der Erde zu hören war.
    »Menschen der Erde. Wir, die Gemeinschaft der vereinten Galaktiker beobachten euch schon lange und sind dabei zu der Erkenntnis gelangt, dass eure Spezies zu gefährlich ist.
    Gnadenlos beutet ihr eure Welt aus, zerstört sie und damit eure eigene Lebensgrundlage.
    Was aber viel schwerer wiegt, ist eure ungezügelte Aggression gegen euch selbst. Ohne Unterlass kämpfen Menschen gegen Menschen. Ihr nehmt euch gegenseitig eure Freiheiten und beutet einander aus. Dabei stellen sich die einen über die anderen.
    Statt in Gemeinschaft zu leben, jedem die gleichen Rechte zuzugestehen, euch zu unterstützen, verfallt ihr immer wieder in faschistische Systeme und beginnt neue Kriege.
    Dieses völlig irrationale Verhalten stellt eine Gefahr für die friedliebenden Völker der Milchstraße dar.
    Ihr seit wie ein kleiner, unscheinbarer Virus, der einen sehr viel größeren Körper bedroht und vernichten kann und wird. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, euch von uns fernzuhalten. Wir werden dauerhaft einen Energieschirm um euer System aufrecht erhalten, damit kein einziges Individuum dieses verlassen kann.« Die Nachricht endete.
    »Sie haben uns eingesperrt. Sie … sie …«
    Fleming fehlten die Worte. Er hatte immer darauf gehofft, eines Tages andere Zivilisationen zu entdecken, mit ihnen Kontakt aufzunehmen und friedlich Seite an Seite zu leben und Wissen auszutauschen.
    »Wir sind nicht so.«
    Er seufzte schwer.
    »Wir sind nicht so.«
    Er musste schwer schlucken, Tränen flossen.
    »Doch. Wir sind so.«
    (c) 2024, Marco Wittler
  • 239. Der Vampir

    Der Vampir

    „Ich präsentiere den gefährlichsten Räuber der Welt.“, schallte es durch die dunkle Halle.
    „Gleich seht ihr das Wesen, das von Jeder fürchtet wie das Weihwasser vom Teufel.“
    Die Scheinwerfer richteten sich auf einen zentralen Punkt aus.
    „Es ist der Vampir!“
    Der Vorhang fiel. Lange Zähne blitzten im Licht auf.
    „Ist gut jetzt, Freddie. Nimm die falschen Zähne aus dem Mund und häng dich zu den anderen an die Decke. Jetzt ist Winterschlaf.“
    Freddie Fledermaus seufzte. Er wollte nicht chlafen.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 219. Wilhelm lebt Halloween

    Wilhelm lebt Halloween

    Wilhelm blickte auf den Kalender. Im Kalender der Geisterschule stand HALLOWEEN.
    „Hui. Die Nacht der Nächte.“ Er freute sich schon. Im Lehrbuch für junge Geister hatte er viel dazu gelesen. „Heute werde ich den Menschen das Fürchten lehren.“
    Er durchdrang das alte Gemäuer, wollte gerade ein schauriges Boo in die Dunkelheit rufen, als ihn ein teuflisches Lachen erschrak. Wilhelm schrie und floh zurück in die Schule.
    „Anfänger!“ Der geschnitzte Kürbis auf der Schultreppe schmunzelte zufrieden.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 218. Wilhelms Sommerspuk

    Wilhelms Sommerspuk

    Wilhelm schlug das dicke Lehrbuch der Geisterschule auf und las sich die nächste Lektion durch: ‚Wie man als Geist durch den Sommer kommt.‘
    „Wie? Die Nacht ist im Sommer so kurz, dass nur wenig Zeit zum spuken bleibt? Dann muss ich sehr ausgeruht sein, um mein Pensum zu schaffen.“
    Er legte sich auf seine Luftmatratze im Pool und verschlief die Nacht.
    „Egal.“ Wilhelm grinste. „Zu viel Stress ist ungesund. Ich kann auch im Herbst die Nacht bespuken.“
    Er griff zum Cocktail und seufzte wohlig.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 217. Wilhelm trifft ins Ziel

    Wilhelm trifft ins Ziel

    Wilhelm war sicher, die heutige Lektion des englischen Lehrbuchs der Geisterschule verstanden zu haben. Im Frühling brauchte es besondere Ausrüstung, um Menschen zu erschrecken.
    Er schwebte in die Waffenkammer, griff nach Pfeil und Bogen.
    Kaum sah er einen Menschen, schoss er mit seinem Bogen einen Pfeil und traf. Augenblicklich verliebte sich dieser in einen anderen.
    Wilhelm seufzte. „Im Buch stand ‚weapons and armor‘, nicht ‚Amor‘. Hatte er glatt den Liebsgott mit einer Rüstung verwechselt.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 216. Wilhelm ist der Vielfach-Schreck

    Wilhelm ist der Vielfach-Schreck

    Wilhelm schlug das Lehrbuch der Geisterschule zu. Den Winter zum spuken und erschrecken der Menschen benutzen, war sowas von einfach. Er stellte sich bereits vor, wie er sich in jeder Schneeflocke spiegelte und tausendfach Schrecken verbreitete.
    Wilhelm verließ das Gebäude, sah sich um. „Oh nein. Wie schön ist das hier draußen. Ich liebe den Winter.“
    Er tanzte, fing Schneeflocken mit der Zunge und schnappte sich einen Schlitten, um damit ins Tal zu rodeln.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 215. Wilhelm macht Gewitter

    Wilhelm macht Gewitter

    ‚Lektion 3: Erzeuge ein kräftiges Gewitter und erschrecke die Menschen damit.‘
    Nichts leichter als das. Wilhelm schlug das Buch der Geisterschule zu und blickte aus dem Fenster zu den Wolken hinauf. „Das ist aber ganz schön hoch. Das wird nichts mit meiner Höhenangst. Ich brauche eine Alternative.“
    Er sah sich um. Sein Blick fiel auf den Lichtschalter. „Das ist besser.“ er drückte drauf. An. Aus. An. Aus. Wilhelm grinste. Er begann zu singen und zu tanzen.
    „I like to move it move it.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 214. Wilhelm erstarrt

    Wilhelm erstarrt

    Wilhelm schlug das Buch der Geisterschule zu. ‚Wie man jemanden erstarren lässt.‘ Nichts einfacher, als das.
    Er grinste, durchdrang die Wand seines Zimmers und baute sich vor sich dem erstbesten Menschen auf, der ihm begegnete. „Booooh!“
    Doch statt zu erstarren, begann der Mensch zu lachen und ging dann weiter.
    Wilhelm kratzte sich am Kopf. Was hatte er nur falsch gemacht?
    Und schon war er selbst erstarrt. Ohne es zu merken, war er im Nachbargebäude in einem Tiefkühlschrank mit Glastür gelandet.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 213. Alpakas

    Alpakas

    „Endlich Da vorn liegt eine Alpakaherde ganz eng aneinander gekuschelt.“ Katha griff zum Handy. Diesen Augenblick musste sie unbedingt festhalten. Der Flug nach Südamerika hatte sich jetzt schon gelohnt.
    „Ob den Tieren wohl kalt ist und sie sich gegenseitig aufwärmen?“
    Katha ging näher und hörte plötzlich mehrere der Tiere flüstern. „O.M.G. Wie kann man nur so ein weiches Fell haben. Ich werde nie wieder aufhören, mit euch zu kuscheln. Wir Alpakas sind die Besten.“

    (c) 2023, Marco Wittler

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