Schlagwort: MicroFiction

„Verdammter Löwenzahn!“
Harald schnaubte vor Wut. Unkraut hatte in seinem Garten nichts zu suchen. Nicht auszudenken, wenn sich das Zeug verbreiten würde.
Es wurde Nacht. Vom Baum in der Mitte des Gartens löste sich ein Schatten, verfestigte sich zu einer Frau mit Flügeln. Die Frühlingsfee stieg herab, griff in den Beutel am Gürtel und verteilte, eine leise Melodie summend, Samen über die ganze Wiese. Augenblicke später wuchsen Löwenzähne dicht an dicht auf Haralds Wiese.

(c) 2024, Marco Wittler

Der Inspektor seufzte. Während des Überfalls hatten die Kameras in der Bank nicht funktioniert.
„Können sie den Täter beschreiben?“
Der Mann hinter dem Schalter schüttelte den Kopf. „Er hat eine Maske über den Augen getragen. Keine Chance. Ich kann nur sagen, dass er sehr behaart im Gesicht war.“
Im Hintergrund saß ein kleiner Waschbär und kicherte leise, während er den Rucksack mit der Beute tätschelte. Eine natürliche Maske im Gesicht war ein großer Vorteil.

(c) 2024, Marco Wittler

Siggi drehte am Zahlenschloss und stutzte. Es öffnete sich nicht .
„Verdammt! Im denkbar schlechtesten Zeitpunkt den Code vergessen.“
Er griff zum Handy, blickte sich verstohlen um. Hoffentlich sah ihn niemand. Dann wählte er die Nummer, die er nur zu gut kannte.
„Ist da der Panzerknacker? Ich brauchte deine Hilfe.
Nur Minuten später stand er vor Siggi, drehte grinsend am Schloss. Der Panzer sprang auf. Endlich konnte sich Siggi kratzen. Eine Schildkröte zu sein, konnte manchmal ganz schön nerven.

(c) 2024, Marco Wittler

Nach einem harten Winter mit Schnee, Eis und Kälte wurde es endlich wärmer. Erste Krokusse wagten sich vor.
„Es ist Zeit, meine Freunde, es ist Zeit.“ Eine märchenhaft schöne Frau tanzte über die Wiese. Aus dem Füllhorn, welches sie unter dem Arm trug, schüttete sie Blütenblätter in allen Farben des Regenbogens aus. „Der Frühling ist da. Erwachet.“
Ein kleiner Krokus stöhnte genervt. „Jedes Jahr aufs Neue wurde er unter einem Berg Blüten begraben und musste sich freikämpfen.

(c) 2024, Marco Wittler

„Ich bin dran!“ Winni Wiesel sprang vom Sofa und griff nach ihrer Kugel. Diese warf sie auf eine glatte Holzbahn und pflügte ein paar Meter weiter zehn Pins um.
„Alle Neune!“ Sie schlug sich mit der Pfote vor ihr Gesicht. „Ach, Quatsch. Ist ja Bowling und kein Kegeln.“
„Ja genau. Das ist Bowling. Und ich hab endgültig die Nase voll. Sucht euch zum Spielen eine andere Kugel.“
Die kleine Kartoffel rief sich die vielen blauen Flecken und setzte sich auf das Sofa. „Ich streike.“

(c) 204, Marco Wittler

„Ich habe sie gesehen. Sie ist auf dem Rummelplatz verschwunden. Wir müssen uns beeilen. Es sind nur noch zehn Minuten Zeit. Sie ist die beste Versteckspielerin, die ich kenne.“
Die zwei Wolken gingen über dem Rummelplatz nieder, ließen es regnen, um die Menschen zu verscheuchen und mehr sehen zu können. Finden konnten sie sie aber nicht.
„Hihi. Ich gewinne.“
Hätten die Sucher mal am Zuckerwattestand genauer hingeschaut. Das war die perfekte Tarnung für eine kleine Wolke.

(c) 2024, Marco Wittler

„Roarrr!“
Lautes Brüllen war im dichten Dschungel zu hören.
„Roarrr!“
Die Tiere, egal ob groß, ob klein, hielten den Atem an und suchten nach Verstecken, in denen sie niemand finden konnte.
„Roarrr!“
Nun griff die Panik um sich. „Der Löwe kommt! Rette sich wer kann.“
„Roarrr!“
„Jetzt komm endlich aus dem Bohnenstrauch raus. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen, du kleiner Löwe.“
Mama Katze lachte, während ihr kleiner Babykater kam aus dem Grün geklettert kam. „Miau!“

(c) 2024, Marco Wittler

„Du kleines, kniffliges Ding. Seit so vielen Jahren schon schleiche ich Tag für Tag um dich herum, versuche dich zu knacken, dem was in dir steckt auf die Schliche zu kommen. Aber bis heute wehrst du dich standhaft. Du bist und bleibst für mich ein großes Mysterium. Aber eines Tages werde ich über dich triumphieren.“
Erich stöhnte genervt. „Mensch, Egon, du bist ein Eichhörnchen. Jetzt knack endlich die verdammte Nuss und hör auf, mich weiter mit deinem Blödsinn zu nerven.“

(c) 2024, Marco Wittler

„Los, komm! Die nächste Welle gehört uns. Gib Gas!“
Fred und Flora griffen nach ihrem Surfbrett, rannten über den Strand auf das Wasser zu. Als ihre Füße den nassen Sand berührten, ließen sie das Brett fallen, sprangen auf und ließen sich von der Brandung tragen.
In diesem Moment wachte auf seinem Handtuch ein Mann auf. Er sah zur Seite, dann zum Wasser. Schon wurde er wütend.
„Verdammt!“, brüllte er. „Schon wieder haben mir die Sandflöhe einen meiner Flip Flops geklaut.“

(c) 2024, Marco Wittler

In der Nacht quietschte es in Küche. RoboDog wurde sofort wach und lief los. Er sprang durch den Türrahmen, packte er mit seinen kräftigen Pfoten zu und erwischte die Katze auf frischer Tat. Sie hatte die Tüte mit den Leckerlis noch an einem ihrer Eckzähne hängen.
„Hier wird nicht ohne Erlaubnis genascht. Verzieh dich.“
Die Katze nickte schuldbewusst und verschwand.
„Und wieder hat RoboDog die Leckerlis gerettet.“ Dann öffnete er die Tüte und leerte in seinem Maul aus.

(c) 2024, Marco Wittler