Schlagwort: Märchen

  • 158. Laufen

    Laufen

    „Ey, Paul. Hat dir dein Arzt nicht mehr Sport und Bewegung verschrieben? Aber du hängst immer noch an deinem Ast.“
    Faultier Paul gähnte laut, lange und nickte.
    „Dann komm runter. Mach was für deine Gesundheit. Wer viel läuft, bekommt auch was von der Welt zu sehen.“
    Nun lachte das Faultier und zeigte langsam auf den Boden unter sich. „Dafür ist schon gesorgt. Ich habe ein Laufband gekauft und darauf eine Landkarte gemalt. Jetzt sehe ich die ganze Zeit neue Gegenden, ohne mich bewegen zu müssen.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 157. Nervenkitzel

    Nervenkitzel

    „Jetzt einsteigen. Jetzt einsteigen.“ Der Betreiber des niegelnagelneuen Überschlagkarussells, ein richtig dicker Brummer, versprach krassesten Nervenkitzel bei höchsten Geschwindigkeiten.
    Drei kleine Fliegen blickten sich begeistert an, nickten sich zu und nahmen auf dem Jo-Jo Platz.
    „Nächste Runde Rückwärts. Festhalten. Es geht loooooos!“
    Ohne auf die kleinen Insekten zu achten, ließ das Kind das Jo-Jo nach unten und wieder nach oben sausen und hatte fast so viel Spaß wie die Fliegen.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 156. Zwille

    Zwille

    „Mama, warum hast du immer eine Zwille dabei?“
    Die neugierige Kaulquappe zeigte auf die Hosentasche ihrer Mutter.
    „Die habe ich nicht zum Spaß dabei. Die ist ein wichtiges Werkzeug für mich.“, erklärte die Froschdame.
    In diesem Moment kamen Menschen am Teich vorbei und ließen ihren Müll achtlos fallen.“
    Mit schneller Zunge griff die Mutter zu, spannte den Holzstiel eines Eises in die Zwille und schoss ihn den Menschen hinterher.
    „Das ist unser Biotop. Hier wird nichts zugemüllt. Merkt euch das.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 155. Der Traum vom Fliegen

    Der Traum vom Fliegen

    „Gleich ist es so weit. Der Moment, auf den ich so lange hingefiebert habe, steht kurz bevor. Ich werde der Welt beweisen, dass wir auch ohne Flügel fliegen können.“
    Anton ging einen Schritt auf die Kante zu, war bereit, sich in die Tiefe fallen zu lassen.
    Er blickte konzentriert auf die Kinderhände unter sich. In diesem Moment beendeten sie ihre Arbeit am Papierflieger. Das Fenster wurde geöffnet. Anton Ameise sprang und wurde vom Menschen unbemerkt auf die abenteuerliche Reise geschickt.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 154. Der Weg des Kriegers

    Der Weg des Kriegers

    Aus der Dunkelheit der Zeit erhob sich ein mächtiger Krieger.
    Er ließ die Fesseln der Nacht hinter und stieß ein schauderhaftes Geräusch aus, dass jedes Lebewesen in seiner Umgebung vor Angst verstummen ließ.
    Der Krieger öffnete zum allerersten Mal seine Lider, streckte den Arm aus, schlug unvermittelt zu. Das allmorgentliche Klingeln des unerbittlichen Weckers erstarb.
    „Scheiße. Schon wieder so spät?“ Der Krieger gähnte ein zweites Mal, rieb sie die Augen und stand auf. „Ich muss zur Arbeit.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 153. Fliegerbrille

    Fliegerbrille

    „Und? Machst du heute noch einen Flug?“
    Die Pilotin des Leichtflugzeugs schüttelte den Kopf. „Ich wollte eigentlich noch ein paar schöne Aufnahmen deiner Alm machen, aber ich finde meine Fliegerbrille nicht mehr.“
    Sie verabschiedete sich von der Landwirtin. Es wurde still auf dem Berg.
    Wenige Minuten später holte die Kuh Elsa eine Fliegerbrille hinter ihrem Rücken hervor. Sie setzte sie auf, hob mit einem breiten Grinsen ab und flog der untergehenden Sonne entgegen.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 152. Riff

    Riff

    „Riff voraus!“
    Der nächtliche Ruf vom Aussichtskorb traf die Mannschaft wie ein Schlag.
    „Beidrehen!“ Der Captain bellte Befehle, die Matrosen schwenkten die Mastbäume zur anderen Seite.
    Es war zu spät. Sie kamen der Untiefe zu schnell näher und prallten dagegen. Es knackte, aber der Schiffsrumpf blieb seltsamerweise intakt.
    „Ey! Was soll der Scheiß? Könnt ihr nicht aufpassen? Ich schlafe hier.“
    Das Riff entpuppte sich als Pottwal, der sich nun laut schimpfend in tieferes Gewässer zurückzog.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 151. Drachenboot

    Drachenboot

    Am Horizont war ein Drachenboot der gefürchteten Wikinger aus dem Norden aufgetaucht. Die Bewohner der kleinen Hafenstadt hatten sich sofort in Sicherheit gebracht.
    Das Boot legte an. „Ähm … hallo? Ist da jemand?“ Die Mannschaft ging an Land und sah sich um.
    Der Kapitän zeigte auf den Drachenkopf, aus dessen Nase Rauch aufstieg. „Wir suchen die Werft. Wir haben da ein kleines Problem. Die Schiffsfront müsste dringend gereinigt werden. Wir haben uns unterwegs etwas Ungeziefer eingefangen.“

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 150. Hitze

    Hitze

    Der letzte Regen war schon wieder eine ganze Weile her, dennoch besaß die große Rose zwischen ihren Blütenblättern noch eine Wassertropfen, mit denen sie sich in der trockenen Zeit versorgen konnte.
    „Puh, es ist so heiß und ich verdurste bald. Wenn es doch nur regnen würde.“
    Ein Gänseblümchen wischte sich den Schweiß fort. Es war ihm anzusehen, dass es bald vertrocknen würde.
    Die Rose seufzte und neigte ihre Blüte. Nun spendete sie Schatten und ließ einige Wassertropfen auf das Blümchen fallen.

    (c) 2023, Marco Wittler

  • 149. Düfte

    Düfte

    Die kleine Maus hatte ein breites Grinsen im Gesicht, als sie ihre Bettdecke bis zur Nase hinauf zog. Der Duft, der sie umgab, war die beste Einschlafhilfe und die beste Vorbereitung für süße Träume.
    Ein letztes Mal blickte sie über ihr Bett hinweg. Die vielen leckeren Kekse, die sie auf der Decke angenäht hatte, waren eine richtig tolle Idee gewesen.
    „Und Morgen verspeise ich euch alle zum Frühstück.“
    Dann schlief die kleine Maus schnell ein und ließ ihr Schnarchen im ganzen Haus erschallen.

    (c) 2023, Marco Wittler

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