Monat: März 2024

  • 513. Spaziergang mit Folgen

    RoboDog stand stolz vor dem Spiegel und betrachtete seinen künstlichen Körper von oben bins unten. Es hatte große Vorteile, ein Roboter zu sein. Er war unglaublich stark und unzerstörbar.
    „Los, RoboDog. Wir gehen spazieren.“
    Ui. Spazieren. Das liebte RoboDog. Er schnappte sich die Leine.
    Gemeinsam mit Frauchen verließen sie das Haus – und standen im strömenden Regen.
    RoboDog spürte, wie sich der Rost in seine Gelenke fraß. Doch da war es schon zu spät.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 512. Live in Concert

    Er setzte sich. Sein Blick verriet höchste Konzentration. Heute würde er das erste Mal auf dem neu gelernten Musikinstrument spielen. Entsprechend nervös war er.
    Hatte er an alles gedacht? Lagen die Noten bereit? Hatte er ausreichend getrunken, um den Auftritt bis zum Ende durchzuhalten?
    Er schloss die Augen, atmete ein letztes Mal tief durch, bevor er in die Toilettenschüssel zu pinkeln begann. Mit jedem Tropfen spielte er seine neueste Komposition.
    Normal aufs Klo gehen konnte halt jeder.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 511. Ausbruch

    „Leute! Es ist so weit.“ Der Kommandant trommelte die Truppe zusammen. Unser Ausbruch steht kurz bevor. Draußen steht bereits der Wächter. Er wird jeden Augenblick die Tür öffnen. Wir gehen nach Plan vor. Sobald der Weg frei ist, stürmen wir ihm alle gleichzeitig entgegen, überrumpeln ihn und entkommen in die Freiheit.“
    Schon begann es zu knistern und die Gefängniszelle erbebte.
    Die Verpackung wurde aufgerissen. Die Gummibärchen sprangen dem Hungrigen über die Hand und flohen.
    Endlich frei.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 510. Grenzschutz

    „Bis hierher und nicht weiter.“
    Die Grenzschützer hatten vor dem Schlagbaum Aufstellung genommen und die Schranke geschlossen.
    „Die Gesetze haben sich geändert. Wir dürfen niemanden mehr ins Land lassen.“
    Die Reisenden waren enttäuscht. Unter größten Strapazen waren sie über Wochen hierher gekommen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
    „Eure Gesetze sind mir egal.“ Eine große Eiche streckte ihre Wurzeln aus, überwand unterirdisch die Grenze und kicherte leise in sich hinein.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 509. Winterspaß

    In der dicken Schneedecke bildete sich ein schmaler Riss, der schnell zu einer großen Mulde schmolz. Ein verstecktes Tor kam zum Vorschein, aus dem die Frühlingsgöttin emporstieg.
    Sie blickte sich um. Das viele Weiß musste weg, sollte Gräsern und Blumen Platz machen.
    Sie überlegte, grinste und schüttelte den Kopf.
    „Dieses Jahr möchte ich auch meinen Spaß haben.“
    Sie schnappte sich einen Schlitten und brauste den Hügel hinab. Der Frühling konnte noch warten.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 508. Rekordsprung

    „Ich bin der beste Sportler aller Zeiten. Ich werde es schaffen.“
    Fritz stellte sich auf die Laufbahn, blickte auf die weit über ihm liegende Querstange. Heute würde er den Rekord im Stabhochsprung knacken.
    Er nahm Anlauf, rammte den Zahnstocher, den er als Sprungstab benutzte, in den Boden und hob ab. Er überwandt die Spaghetti, die auf zwei Zuckerwürfeln gelagert war und fiel sanft auf eine Feder.
    Geschafft.
    Das Flohpublikum jubelte seinem Helden zu.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 507. Tanztee

    Flop, flop, flop. Sie verdrehte genervt die Augen und blitzte ihren Tanzpartner böse an.
    „Auch wenn es nur ein Cluburlaub ist, hättest du die beim Tanzen auf FlipFlops verzichten können. Wie peinlich.“
    Er blickte beschämt zu Boden und wischte sich Schweiß von der Stirn. Seine Urlaubsbekanntschaft war kurz davor, sein Geheimnis zu lüften. Glücklicherweise hielt sie seine Füße für FlipFlops. Sie durfte nun auf keinen Fall merken, dass er ein Seehund war.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 506. Maskenverbot

    Die Maske saß fest in seinem Gesicht. Jetzt konnte er sich vor aller Augen durch die Menge bewegen, ohne erkannt zu werden. Da legte ihm jemand die Flosse auf die Schulter. Er drehte sich um, sah sich einem Hai mit den Polizeiinsignien gegenüber.
    „Maske runter. Unter dem Meer gilt Vermummungsverbot.“
    Er seufzte. Zum ersten Mal hatte er die Maske eines Tauchers erbeutet und durfte sie nun nicht tragen.
    „Spaßbremse!“, beschwerte sich der Seehund.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 505. Katz und Maus

    Die kleine Maus blickte unsicher aus dem Loch in der Fußleiste. Die Luft war rein. Niemand zu sehen.
    Sie flitzte los, steuerte auf die Küche zu.
    „Ah! Hilfe! Eine Maus!“
    Die Frau des Hauses kreischte. „Fang die Maus! Los fang sie!“ Sie schob ihre Katze vor, die sich sofort auf die Jagd machte.
    Unter lautem Fauchen ging es durch das ganze Haus, bis sie in die Küche rannten. Dort wurde es still.
    „Hast du sie?“ Keine Antwort.
    In der Küche standen Katz und Maus und fraßen gemeinsam den Käse.

    (c) 2024, Marco Wittler

  • 504. Nachtisch

    Die Kinder saßen aufgeregt um den großen Esstisch herum. Nervös trommelten sie mit den Fingern.
    „Der Nachtisch ist fertig!“
    Mama kam mit einer großen Schüssel in die Küche und stellte sie auf den Tisch. Darin lagen hunderte Zahnstocher.“
    „Nicht schon wieder. Wir hatten doch erst Gestern welche. Da essen wir lieber den Tisch.“
    Die kleinen Termitenkinder sprangen auf, begannen zu futtern und verputzten den Esstisch in wenigen Sekunden.
    „Das liegt nur daran, dass er Esstisch heißt.“ seufzte Mama.

    (c) 2024, Marco Wittler

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